Welche Vorteile die Videoplattform bietet und für wen sie sich lohnt

Rund 2,3 Milliarden Menschen auf der ganzen Welt nutzen aktiv jeden Monat das Portal YouTube. Damit stellt es die größte Videoplattform dar und zählt direkt nach Google zur zweitgrößten Suchmaschine weltweit. Denn im Unterschied zu anderen Plattformen wie vimeo, wo Nutzer einfach Videos hochladen und teilen können, bietet ihnen auf der einen Seite eine Videosuchmaschine die Möglichkeit, durch einen intelligenten Algorithmus passende Ergebnisse für ihre Suche in Videoform zu finden. Auf der anderen Seite gehört die Plattform direkt nach Facebook zu den meistgenutzten Social-Media-Kanälen. Durch einen eigenen YouTube-Kanal oder auch die Schaltung von Werbeanzeigen können also zahlreiche Menschen erreicht werden. So gaben beispielsweise laut Statista 93 Prozent der befragten 14- bis 19-Jährigen an, YouTube zu nutzen. Doch auch ältere Zielgruppen besuchen regelmäßig die Video-Plattform. Schließlich haben sich viele nicht erst während des ersten Lockdowns im Jahr 2020 durch YouTube-Videos darüber informiert, wie sie Bananenbrot backen, sich die Haare schneiden oder ihrem Rücken im Homeoffice etwas Gutes tun. Das Portal ist damit keine einfache Unterhaltungsplattform für Teenager mehr, die von vielen Seiten belächelt wird, sondern auch im Bereich der Physiotherapie eine ernst zu nehmende Möglichkeit, potenzielle Patienten zu erreichen.

Videos vielseitig nutzen

Dabei wächst die Relevanz von Video-Inhalten seit Jahren stetig an. Die Gründe dafür liegen nicht nur in der steigenden Anzahl der YouTube-Nutzer, sondern auch darin, dass Videocontent anderweitig nutzbar ist. So können kurze Clips in den Social-Media-Kanälen eingebunden werden, aber auch auf der eigenen Website bringen sie einen positiven Nutzen. Sie sorgen etwa für eine längere Verweildauer auf Websites und Social-Media-Profilen. Das Kerninstrument für die Indexierung von Suchmaschinen stellen sogenannte Crawler dar. Sie gelangen beispielsweise über Hyperlinks anderer, bereits indexierter Websites auf eine Seite, lesen die Informationen vollständig aus und verschlagworten sie mithilfe von Algorithmen. Eine Mischung aus Text-, Bild- und Videocontent bewerten die Crawler als ansprechend für den Nutzer und verbessern daher die Position der Website in der Ergebnisliste der Suchmaschine, sodass potenzielle Patienten eher darauf stoßen. Darüber hinaus werden YouTube-Videos auch häufig in den Suchmaschinen selbst angezeigt – das lässt wiederum zusätzlich die Besucherzahlen wachsen.

Bewegtbild weiter im Kommen

Ein weiterer Vorteil von Videoinhalten liegt darin, dass das Gehirn Videos wesentlich besser verarbeitet und sich auch komplexe Informationen auf anschauliche Art transportieren lassen. Sie lösen mehr Emotionen und damit eine stärkere Bindung aus und vor allem bleiben die Inhalte häufig besser im Gedächtnis. All diese Vorteile deuten darauf hin, dass sich die Sehgewohnheiten auch in Zukunft weiter in Richtung Bewegtbild verändern werden – über alle Alters- und Gesellschaftsgrenzen hinweg. Daher sollten sich Physiotherapeuten insbesondere als Heilmittelerbringer unbedingt die Frage stellen, wie sie durch Videos ihren Content platzieren können, um hochwertige Leads zu generieren. Denn gerade im Bereich der Physiotherapie lässt sich so ein Expertenstatus etablieren, der auch zu einer wachsenden Patientenzahl führen kann. In diesem Sinne bieten sich verschiedenste Inhalte für YouTube an. Es können einerseits Übungen vorgestellt werden, die ohne Komplikationen von den Nutzern zu Hause ausprobiert werden können. Aber andererseits kann auch der Blick hinter die Kulissen des täglichen Arbeitslebens sowohl für Patienten als auch für potenzielle Angestellte oder Auszubildende interessant sein. Physiotherapeuten haben die Möglichkeit, gleichzeitig ihre Patienten zu informieren sowie ihr Angebot zu erklären und damit mehr Aufmerksamkeit zu generieren.

Ein geeignetes Video ist keine Zauberei

Im Gegensatz zu Google handelt es sich bei YouTube eher um eine Art Empfehlungssuchmaschine. Häufig beginnt der Besuch auf der Plattform zwar mit einer konkreten Suche, läuft jedoch dann über vorgeschlagene Videos weiter. Daher gilt es bei YouTube zwar zum einen eine geeignete SEO-Strategie zu nutzen. Zum anderen entscheidet aber auch der Content über das Ranking. Wer Videos produziert, die von den Nutzern gern gesehen werden, wird auch von der Plattform weiterempfohlen. Als einen der wichtigsten Ranking-Faktoren bewertet YouTube dabei die Watchtime. Sie setzt sich zusammen aus der Anzahl der Views multipliziert mit der konsumierten Video-Zeit. Das bedeutet nicht, dass ein Video nun so lang wie möglich sein soll, um diesen Wert künstlich zu erhöhen. Idealerweise hat ein Clip nämlich laut Experten etwa eine Länge von acht Minuten. Damit die Absprungrate der Interessenten so niedrig wie möglich ausfällt, sollte natürlich eine angemessene Videoqualität inklusive guten Tons selbstverständlich sein. Dafür muss nicht sofort das teuerste Equipment gekauft werden, denn bereits im unteren Preissegment finden sich gute Mikros und selbst neueste Handys nehmen gute Videos auf. Ob ein User das Video tatsächlich als interessant empfindet oder nicht, entscheidet sich in den ersten 15 Sekunden. Ein ansprechender, informativer Einstieg, der das Interesse der Nutzer weckt, eignet sich daher besser, als sich direkt am Anfang in langen Erklärungen zu verlieren. Außerdem bietet es sich an, die Nutzer durch sogenannte Karten auf bestimmte Seiten weiterzuschicken. Insgesamt lassen sich so bis zu fünf klickbare Fenster im Laufe eines Videos hinzufügen, wobei sich jedoch besonders eines am Ende des Videos empfiehlt, um beispielsweise Interessierte auf die eigene Homepage weiterzuleiten, damit sie dort direkt einen Termin vereinbaren. Unabhängig davon sollte der Protagonist des Videos die Nutzer am Ende auch zu einer Bewertung, einem Kommentar oder einem Abonnement auffordern, um die Interaktionsrate zu erhöhen.

SEO – aber anders

Zunächst sollten sich Physiotherapeuten verschiedene Fragen stellen wie „Was soll der Kanal erreichen?“ oder „Wen möchte ich ansprechen?“ und erst dann entsprechende Schritte vornehmen. Schließlich steigt die Beliebtheit von Videocontent in vielen Bereichen und entsprechend hoch ist der Wettbewerb um Aufmerksamkeit. Als umso wichtiger stellt sich damit eine zielgerichtete Strategie heraus. Wie Google wird auch YouTube viel als Suchmaschine genutzt. Es ist daher naheliegend, dass sich auch hier mittels Suchmaschinenoptimierung Reichweite generieren lässt. Allerdings gelten bei der Videoplattform andere Parameter als bei Google und Co.

Keywords auch auf YouTube nutzen

Ein Faktor, der eine entscheidende Rolle für ein gutes Ranking spielt, sind die Metadaten. So muss beispielsweise natürlich bereits der Titel eines Videos sowohl elementare Keywords enthalten als auch neugierig machen. Daher ist es wichtig, sich zunächst bewusst zu machen: „Wonach suchen Menschen, wenn sie dieses oder jenes Video anklicken?“ Um von Nutzern gefunden zu werden, gilt zunächst eine interessante Kanalinfo als unerlässlich, die wichtige Fragen wie „Wer betreibt den Kanal und worum soll es gehen?“ oder „Wo befindet sich die Praxis?“ klärt. Darüber hinaus gehört unter jedes Video eine informative Beschreibung. Insgesamt darf diese bis zu 5.000 Zeichen lang sein, allerdings werden nur die ersten 125 Zeichen in der Vorschau angezeigt. Daher stehen die wichtigsten Informationen direkt am Anfang. Sie sollten wie auch bei der klassischen Suchmaschinenoptimierung die Keywords enthalten, die zum Therapeuten und den angebotenen Leistungen passen, da Nutzer mit ihnen nach bestimmten Themen suchen. Zu den nützlichen Keywords zählen zum Beispiel die Begriffe Physiotherapie, Ausbildung, Studium, ganzheitliche Techniken oder auch Nackenschmerzen. Da die Keywords oft gesucht werden, sind die vorderen Ranking-Plätze umkämpft. Doch es empfiehlt sich, trotz vieler Anbieter in diesem Segment auf ein gewisses Suchvolumen zu achten, denn was nützt es, bei einem Suchbegriff auf Platz eins zu stehen, wenn diesen Begriff kaum jemand verwendet. Alternativen bieten sogenannte Long-Tail-Keywords, mit denen sich die Suche verbessern lässt. Dabei werden mehrere Schlüsselwörter aneinandergereiht, zum Beispiel „Physiotherapeut Vorteile Ausbildung oder Studium“ oder „Einfache Übungen für Nackenschmerzen“. Auch Tags, also Schlüsselbegriffe, die im Video behandelt werden, erweisen sich neben der Beschreibung als nützlich, damit Videos besser gefunden werden. Es empfiehlt sich darüber hinaus, unter dem Punkt „Erweiterte Einstellungen“ festzulegen, in welcher Kategorie das Video einsortiert werden soll. Einen weiteren Faktor, der das Ranking beeinflusst, stellen Untertitel dar. Sie helfen nicht nur Menschen mit Hörproblemen oder jenen, die eine andere Sprache sprechen, die Videos besser zu verstehen, sondern stecken auch voller nützlicher Keywords. Im Creator Studio erstellt YouTube unter der Eistellung „CC Untertitel“ automatische Untertitel für hochgeladene Videos, die anschließend jedoch manuell bearbeitet werden sollten, um beispielsweise Füllwörter zu entfernen.

Bei YouTube werben

Auch die Schaltung von Werbeanzeigen auf YouTube ist möglich. Zwar bietet das Unternehmen seinen Nutzern eine sogenannte Premium-Mitgliedschaft an, durch die das Ausspielen von Werbeinhalten unterdrückt werden kann, der Großteil der YouTube-Nutzer ist aber weiterhin mit der kostenlosen Version zufrieden und bietet damit Potenzial für ausgespielte Werbung. Hier gilt es zunächst zwischen verschiedenen Werbeformen auf YouTube zu unterscheiden. Auf der einen Seite erscheinen sogenannte Discovery Ads direkt in der Suchergebnisliste der Plattform oder als empfohlenes Video in der Seitenleiste. Auf der anderen Seite stehen In Stream Ads. Sie erscheinen im Verlauf eines Videos und können entweder davor als Trueview Ads, als Mid Roll Ads in der Mitte oder als Post Roll Ads nach einem Clip ausgespielt werden. YouTube wurde im Jahr 2005 gegründet und gehört bereits seit 2006 als Tochtergesellschaft zu Google. Daher ist es auch wenig verwunderlich, dass für die Schaltung von Werbeanzeigen auf YouTube ein Google-Ads-Konto nötig ist, über das die Werbebuchung abgewickelt wird.

Wissen, wer gemeint ist

Wie bei anderen Werbeformaten hängt auch bei YouTube der Preis vom jeweiligen Format und dessen Länge ab. Tatsächliche Kosten entstehen aber in der Regel nur, wenn Nutzer sich das Werbevideo tatsächlich ansehen oder damit interagieren. Kanalbetreiber können hier zwischen einem Tages- und einem Gesamtbudget auswählen. Für den Anfang bietet es sich an, ein Gesamtbudget festzulegen, da sich häufig erst mit der Zeit besser einschätzen lässt, wie viel Budget für eine einzelne Kampagne sinnvoll ist. Start- und Enddatum lassen sich entweder manuell festlegen oder durch die automatische Funktion der Plattform. Einen entscheidenden Faktor stellt die Zielgruppe dar. Sie sollte so genau wie möglich, aber so weit wie nötig gefasst sein. Es können hier beispielsweise Parameter wie Alter, Geschlecht, Interessen oder Einkommen ausgewählt werden. Auch der Wohnort kann relevant sein, wenn beispielsweise das Ziel verfolgt wird, mit YouTube-Werbung neue Patienten anzusprechen. Wenn die Segmentierung allerdings zu detailliert ausfällt, besteht die Gefahr, dass Anzeigen nur sehr eingeschränkt oder sogar gar nicht ausgespielt werden. Schließlich muss noch ein Thumbnail ausgewählt werden, also die ersten Bilder, die User sehen, bevor sie auf eine Anzeige klicken.

Dranbleiben statt aufgeben

Um die Ergebnisse stetig zu optimieren und an den richtigen Stellschrauben zu drehen, bietet auch YouTube sowohl für Werbeanzeigen als auch für normale Videoclips ein Analyse-Tool an. Hier finden sich beispielsweise Informationen über die beste Klickrate der eigenen Videos oder darüber, zu welcher Uhrzeit die Interessenten am aktivsten sind. Hieraus lässt sich auf lange Sicht eine Erfolgsstrategie entwickeln. Im Praxisalltag bleibt aber nicht immer genügend Zeit dafür. Daher ist es sinnvoll, externe Experten in diesem Bereich zu beauftragen.